Eine
Veröffentlichung der Deutschen China-Gesellschaft 德中协会
Hg.
und
gestaltet von Gregor Paul
Ausgabe
1
2002-2004
Griesser, Ute,
Thangkas
– Rollbilder des tibetischen Buddhismus. Kulturelle Bedeutung
und Möglichkeiten der Konservierung
Paul,
Gregor, Traditionelle Kultur,
nationales Wirtschaftssystem und internationales Geschäft – Anmerkungen
zum deutsch-chinesischen Mit- und Gegeneinander
Runge,
Wolfgang, Kooperation
im
Wandel:
30 Jahre diplomatische Beziehungen
Bundesrepublik Deutschland –
Volksrepublik China
Woesler,
Martin,
Brief
aus Peking. 30 Jahr-Feier deutsch-chinesische diplomatische Beziehungen
1972-2002
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Thangkas
– Rollbilder des tibetischen Buddhismus
Kulturelle Bedeutung und Möglichkeiten der Konservierung
2 Typische
Schadensphänomene an Thangkas und Möglichkeiten der Konservierung
Ute Griesser
Schadenskategorien |
Die Schadensursachen lassen sich in innere und
äußere Faktoren unterteilen: Als innere Faktoren können die
verwendeten Materialien mit den sehr unterschiedlichen Eigenschaften und
der komplexe Aufbau der Thangkas im Ganzen bezeichnet werden. Äußere
Faktoren sind die klimatischen und atmosphärischen Verhältnisse, denen
Thangkas ausgesetzt sind, der Gebrauch der Thangkas sowie deren
Aufbewahrung.
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Herstellungsprozess
Kultureller
Gebrauch
Spezifische Schadensformen
Komplex aufgebaute Stoffeinfassung
Verschmutzung
Feuchtigkeits-
einwirkung
Lichteinwirkung
Fremdeinwirkung |
Zur Thangkaherstellung wird die Baumwolle zumeist beidseitig grundiert und
mit Leimfarben bemalt. Der in der Grundierung und in den Farben enthaltene
Leim, wird in der Hauptsache
aus den Knochen, Sehnen und/oder der Haut der in Tibet anzutreffenden
Yak-Rindern gewonnen.
Thangkas werden bei Nichtgebrauch mit der
Bildseite nach innen, beginnend an der Unterkante, eingerollt. Ist die
Grundierung und Farbschicht anfänglich flexibel genug, Bewegungen ohne
Schaden zu überstehen, so versprödet das Bindemittel und der textile Träger
im Zuge der Alterung allerdings mehr und mehr: die Grundierung und die
Farbschicht(en), die sog. Bildschicht kann diesen Bewegungen nur bedingt
folgen und bricht. Es kommt zu typischen, meist horizontal verlaufenden
Sprüngen, die zumeist mit Lockerungen in Farb- und Grundierungsschichten
sowie Farbverlusten einhergehen. Beim textilen Träger kommt es zu Überdehnungen
und schließlich ebenfalls zu Rissen, die häufig mit Flicken aus
Baumwolle hinterklebt oder mit Baumwollfäden vernäht sind. Gewellten
Oberflächenstrukturen sind bei Thangka-Gemälde häufig anzutreffen. Ihr
Auftreten dürfte mit dem hohen Gewicht der Stoffeinfassung und den übrigen
Teilen des Thangkas, mit den Gewebeverzügen in den Nahtbereichen zwischen
Stoffeinfassung und Gemälde, sowie mit dem Ein- und Aufrollen der
Thangkas zusammenhängen. Die oft empfindlichen, technologisch häufig
sehr komplex aufgebauten Gewebe der Stoffeinfassungen (Seide, Baumwolle,
Wolle; Damast, Lambas häufig in Kombination mit Papiergold- oder
Lahnfadentechnik etc.) bilden Falten, es treten auch hier Risse und
Substanzverluste auf.
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Entsprechend ihrer Funktion als Meditationsobjekt
und der oft spärlichen Beleuchtung durch Butterlampen treten an Thangkas
oft stark ausgeprägte Verschmutzungen durch Ruß- und Staubablagerungen
und ölige Substanzen auf. Direkte Feuchtigkeitseinwirkung (Kondenswasser,
Dachundichtigkeiten, durchfeuchtete Wände) und allgemein hohe
Luftfeuchtigkeiten führen zu Bildung von Wasserrändern bis hin zu
Verlusten der wasserempfindlichen Grundier- und Farbschichten, häufig
auch zu Mikroorganismenbefall. Letzterer kann sich in sichtbaren
Fleckenbildungen („Stockflecken“), Geruchbildung oder durch
Bindemittelabbau (pudernde Farb- und/oder Grundierungsschichten) zeigen.
Wie alle organischen Materialien führen hohe Lichtintensitäten
(ungefiltertes Tageslicht, Lichtquellen mit hohem Anteil ultravioletter
Strahlung) neben der Temperaturerhöhung durch den Infrarotanteil des
Lichts zu so genannten Lichtschäden. Sichtbare Anzeichen sind ein
Verblassen der Farben, Versprödung der Gewebe und /oder der Bildschicht
oder Riss- und Sprungbildungen.
Auch Schäden durch Fremdeinwirkungen treten häufig auf: für den
Transport entledigt man sich quasi allen sperrigen Teilen des Thangkas und
schneidet kurzerhand das Thangka-Gemälde aus der Stoffeinfassung heraus.
Die Randbereiche mit den ursprünglichen Nähten sind oft eingerissen.
Durch Montierungen der Thangkas hinter Glas kommt es häufig zur Bildung
weißlicher Ablagerungen auf der Glasinnenseite und auf der Malerei. An
dieser Stelle müssen natürlich auch andere, von fremder Hand verursachte
Schäden, z.B. mechanischen Beschädigungen wie zum Beispiel Farbabrieb
oder Schäden durch vorangegangene unsachgemäß ausgeführte
Restaurierungen (Beschneidungen, Montierungen auf starre Hilfsbildträger,
das Hinterkleben von Stützgeweben, Bildschichtfestigungen, die zumeist zu
farblichen Veränderungen führen, Übermalungen etc.) genannt werden.
weiter
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